Montag, 31. Oktober 2011

Seigan-Ji

Ein Teil der Fussgaengerzone hier in Kyoto wird auch Teramachi genannt, was so viel heisst wie Tempelbezirk. Die Fussgaengerzonen in Japan sind ganz interessant. Die einzeln stehenden Haeuser rechts und links entlang der Strassen sind meist etwas aelter, und dazwischen, mitten ueber die Strasse, hat man ein Dach gebaut. Zum Teil ist der so ueberdachte Bereich auch klimatisiert. Das sieht dann so aus:
Also, mitten drin im Tempelbezirk finden sich, wer haette es gedacht, eine ganze Menge Tempel und Schreine. Unter anderem auch dieser Tempel namens Seigan-Ji.
Ja, es hat geregnet, daher empfinde ich das mit der Ueberdachung der Fussgaengerzone als eine sehr gute Idee.

Nach dem Eingangstor zum Tempel ist dieses schicke Wasserbecken zu finden, wieder mit einem mindestens genauso schicken wasserspuckenden Drachen.
Die Haupthalle des Tempels ist auch sehr prunkvoll und sehenswert:
Dort haben gerade ein paar Moenche eine Zeremonie abgehalten. Die bestand aus einer ganzen Menge Gesang, begleitet von Schlaghoelzern und einer Klangschale. Ich muss irgendwann mal die andere Kamera mitnehmen, mit der ich auch Videos machen kann.

Draussen, vor der Haupthalle, sind eine Menge Papier-Faecher angebracht, auf die vermutlich auch wieder die Wuensche der Glaubigen geschrieben sind.

Yata-Dera

Der Tempel Yata-Dera ist, wie auch Nishiki Tenmangu, mitten in der Fussgaengerzone angesiedelt. Davor herrscht geschaeftiges Treiben, kaum einer beachtet den Tempel.
Dabei ist der sehr nett anzusehen.
Es haengen viele, viele, vermutlich mit Namen vertorbener beschriftete Laternen an den Seitenwaenden:
Es findet sich auch diese nette Notiz:
(Uebersetzt: Dieser Ort ist buddistischer Tempel. Diese Papierlaterne steht nicht zum Verkauf. Diese Papierlaterne ist gewidmet als Glaubens-Nachweis. [Nein, ist keine schlechte Uebersetzung - das Englisch ist auch recht... aehm.... unkonventionell])

Ein paar Japaner verirren sich dann doch in den Tempel. Sie spenden ein wenig Geld, und bömmeln einmal an der grossen Glocke, die man hier auf dem Bild sieht:
Es koennen auch wieder Holztaefelchen gegen eine Spende erworben werden, auf die man dann einen Wunsch schreiben kann. Das Taefelchen wird im Tempel aufgehaengt.

Ungewoehnlich hier ist, dass es auch kleine Stoff-Figuren gibt, die man fuer einen Obulus kaufen kann:
Das sind wohl Darstellungen von Jizo-Statuen, die ich bislang nur auf Friedhoefen gesehen habe. Dort im Tempel standen auch ein paar aus Stein, recht typisch mit Laetzchen:
Heftig geraeuchert wurde auch, wie an jedem Tempel.

Socken!


Sind die nicht grossartig? Die sind mir am Wochenende ins Einkaufskoerbchen gehuepft, daher musste ich sie einfach kaufen. Sind recht schwierig anzuziehen, aber sehr bequem, und schööööööööön bunt!
Diesen Typ Socken gibt's anscheinend nur hier in Japan. In Deutschland hab ich zwar auch schon Zehensocken gesehen, aber das sind meistens Kniestruempfe. Und so schoene Motive und Farben findet man in Deutschland auch nicht.
Mal schauen, vielleicht huepfen noch mehr in den Einkaufskorb.

Unfreiwillig abstinent.

Dass es am Wochenende keine Eintraege von mir gab lag daran, dass der Internetzugang im Apartment ausgefallen ist. Ich hol alle Eintraege nach, die ich am Wochenende gemacht haette. Versprochen!

Ich hoffe, die kriegen den Internetzugang wieder hin, noch ein Wochenende ohne Internet halte ich vermutlich nicht durch! Vor allem dann, wenns (wieder!) regnet.

Freitag, 28. Oktober 2011

Lightshow - Luftblasen

Mein Kollege aus Heidelberg, der mit mir hier ist, hat neulich eine grossartige Lightshow veranstaltet. Seine Hauptaufgabe ist, Luftblasen zu zaehlen, die von den brechenden Wellen ins Wasser geschlagen werden. Das macht man am geschicktesten, in dem man die Blasen irgendwie fotografiert und den Computer dazu bringt, zu zaehlen. Damit das mit dem Foto besser klappt - Wasser ist durchsichtig, Luft in Blasen ist durchsichtig, und durchsichtige Dinge zu fotografieren ist bekanntlich schwierig - kann man sich eine ganze Menge ausgefuchster Beleuchtungstechniken ueberlegen, die genau das einfacher machen.

Diese rote Beleuchtung hier war urspruenglich nicht fuer die Luftblasen gedacht, aber man kann die Blasen sehr gut sehen:
Das rote, nebelige unten im Wasser sind endlos viele winzige Luftblaeschen. Oben in der Naehe der Wasseroberflaeche sieht man noch mehr, groessere Blasen.

Dieser blaue 'Leuchtturm' ist fuer die Vermessung der Blasen gedacht:
Dass man den Verlauf des Wassers im Wasser sehen kann, liegt wieder an den vielen kleinen und nahe der Oberflaeche auch groesseren Blaeschen im Wasser.

Nochmal beide Beleuchtungstechniken zusammen im Video:


Windgeschwindigkeit waren etwa 200km/h, also ein Hurrican der Kategorie 3.

Grün und Blau

Die Japaner verwenden grün und blau meist synonym. Zum Beispiel:

- Im Sprachgebrauch wird die Ampel nicht grün (midori) sondern blau (aoi).
- Heisser Tee in der Uni-Kantine ist rot markiert, kalter mit grün, nicht mit blau, wie es in Deutschland wäre.
- Das Schloss meiner Apartment-Tür hat zwei Stellungen, rot heisst geschlossen, blau heisst offen - bei uns wäre das grün.

Ich achte gerade ein wenig stärker drauf, vielleicht fällt mir noch mehr auf.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Toshiba

Wenn ich an Wind-Wellen-Kanälen messe, ist eine meiner ersten Handlungen, dafür zu sorgen, dass einige Löcher gebohrt werden, oder vorhandene, versiegelte Löcher wieder zu öffnen. Während der Messungen sauge ich Wasser aus dem Kanal, analysiere die Konzentrationen von den Gasen, die ich vorher hineingegeben habe, und pumpe das Wasser zurück. Und das braucht, naturgemäß, eben Löcher. Hier in Kyoto genügte es, eine vorhandene, allerdings verschlossene Öffnung wieder zu öffnen. Da ich aber trotzdem gern mit Werkzeug hantiere, und es in zwei kleinen Wassertanks Löcher zu bohren gab, hab ich mir eine Bohrmaschine geben lassen. Wer jetzt glaubt, Toshiba stellt nur Computer her, der irrt!

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Nichtraucherfussweg

Was ich richtig toll finde an Japan ist, dass man hier als Nichtraucher nicht unter den Ausduenstungen der Raucher leiden muss. Natuerlich ist Rauchen an Bus- und Bahnhaltestellen verboten - da sollte sich der Verkehrsverbund Rhein-Neckar mal ein Beispiel dran nehmen.

Die Japaner treibens aber noch ein wenig heftiger: es gibt sogar Nichtraucherfusswege!  Die sehen so aus:

Nachbarn (Update)

Wie erwartet haben unsere Nachbarn die verschalten Betonteile ausgepackt. Danach haben sie die Teile, Kran sei Dank, hinten in der Halle wie ein grosses Puzzle aufgestapelt. Mittlerweile sind Arbeiten fuer weitere Betonteile im Gange.

Das hier hat mich ein wenig an die Ikea Moebelschloesser erinnert, nur sind die Teile etwa 5 mal so gross wie die von Ikea ;)
Kuenstliche  Erdbeben gabs auf dem Ruetteltisch noch nicht, ich hoffe aber, dass ich noch eins zu Gesicht bekommen werde. Echte Erdbeben moechte ich bitte keine!

Dienstag, 25. Oktober 2011

Seltsame Nahrungsmittel - Natto

Dass die Japaner alles essen, was aus dem Meer kommt, duerfte ja hinlaenglich bekannt sein. Davon abgesehen gibt's noch eine Menge anderer Speisen, die, vorsichtig ausgedrueckt, sehr ungewoehnlich sind.
Eines davon ist Natto. Um Natto herzustellen, kocht man Sojabohnen kurz auf und beimpft sie mit einem Bakterium ud haelt das ganze fuer ein paar Stunden schoen warm. Das zersetzt die Proteine in den Sojabohnen, und sorgt dafuer, dass sie mit einer schleimigen, glitschigen, Faeden ziehenden Substanz umschlossen werden und einen sehr intensiven Geschmack und Geruch entwickeln. Das ganze wird mit Sojasosse und ein wenig Senf vermischt, und zusammen mit Reis oder auch alleine gegessen. Wikipedia hat ausfuehrlichere Informationen zu Natto.
Das was da aus dem Reis-Roellchen rausquillt, ist Natto:
Ich habs bislang dreimal probiert, und hab mich entschieden, dass ichs vermutlich nicht mag. Die Konsistenz ist dem Essen mit Staebchen nicht gerade foerderlich, hat man die einmal mit dem glitschigen Schleim eingesaut, haelt nichts mehr dran, und das Essen damit wird nahezu unmoeglich. Geschmacklich ists auch nicht so der Hammer. Das erste mal hab ichs mit dem beigelegten Senf probiert, und fast ausschliesslich den Senf rausgechmeckt. Ohne Senf wuerde ich den Geschmack und Geruch als bitter-walnussartig beschreiben. Da ich Walnuesse auch nicht so gerne mag, ist das nichts fuer mich. Soll allerdings sehr gesund sein. Aber es gibt ja noch eine Menge anderes, gesundes.

Montag, 24. Oktober 2011

Hurrican in der Badewanne

Am Freitag hab ich endlich das gesehen, weswegen ich hier bin: einen Hurrican in der Badewanne. Im folgenden Video wird der Wind hochgefahren. Achtung, Laut! Am besten die Aufloesung (steht standardmaessig auf 360 pixeln) ganz hoch stellen und im Vollbild anschauen!



(Direktlink)

Unglaublich, oder? Das ist die maximale Windgeschwindigkeit, die man in dem Kanal erzeugen kann. Direkt ueberm Wasser sinds so um die 45 Meter pro Sekunde. Da der Kanal nur so um die 25 Meter lang ist, braucht die Luft also gerademal eine halbe Sekunde, um einmal von vorn nach hinten zu kommen.

Auf die Bedingungen auf dem offenen Ozean hochgerechnet, ist die Windgeschwindigkeit knapp ueber 240 km/h. Zum Vergleich: die Beaufortskala hat geht bis Windstaerke 12, das sind 117 km/h, also gerademal die Haelfte. Hurricans der zweithoechsten Staerke, naemlich Kategorie 4, liegen zwischen 210 km/h und 249 km/h. Alle Hurricans, die schneller sind, gehoeren dann in die staerkste  Kategorie 5.  Den letzten Hurrican im Atlantik mit Kategorie 5 gabs uebrigens 2007, die sind also recht selten.

Weils so schoen ist, noch ein Video bei hoechster Geschwindigkeit.




(Direktlink)

Eine Wasseroberflaeche gibt's da einfach nicht mehr. Die oberste Schicht Wasser wird regelrecht abgerissen.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Nishi Hongan Ji

Ich war heute bei einem der groesseren Buddhistischen Tempel im Stadtgebiet von Kyoto, der auf den Namen Nishi Hongan Ji hoert. An einer Seite des Tempels gibt es eine art Burggraben, oder viel mehr 'Tempelgraben':
Eines der Nebentore, das sogenannte Amida-Tor ist sehr aufwaendig mit Blattgold geschmueckt:
Noch ein paar Details des Tores:
Wieder sind auch grossartige Schnitzereien angebracht:
Im Innenhof gibts eine Menge Gebaeude: links sieht man noch etwas vom Amida-Tor, dann kommt eine Ruhehalle mit Sitzgelegenheiten, dann, mit dem weissen Zelt an der Basis, die Haupthalle (oder Gruenderhalle), dann die Amida-Halle und ein etwa 50 Jahre alter, riesiger Ginko-Baum.
Auch hier gibt es einen sehr schicken wasserspeienden Drachen:
Will man die Hallen betreten, heisst es als aller erstes: Schuhe ausziehen! Der Holzboden ist, wie man vielleicht sehen kann, sehr abgetreten und blankpoliert. Wenn man bedenkt, dass dort nur Leute in Socken oder barfuss, ohne Strassenschuhe drueber laufen, bekommt man einen Eindruck des Alters der ganzen Anlage.
In der Amida-Halle sieht es so aus:
Links ist der Altar, an dem ein Moench rumgewuselt ist. Die Japaner kommen in die Halle, setzen sich kurz auf den Boden und beten, und verschwinden wieder. In den weissen Tueten, die die Leute auf dem Foto mit sich herum tragen, befinden sich uebrigens deren Schuhe. Ich hatte auch so ein weisses Beutelchen.
Auf dem Weg in die Gruender-Halle befindet sich dieses Schmuckstueck (leider im Baugeruest, hinter transparenter Folie):
Es handelt sich dabei um eine sehr kunstvoll gestaltete japanische Trommel (wa-daiko).
In der sehr beeindruckenden Gruender-Halle fand gerade eine Konfirmations-Zeremonie statt.
Draussen, vor der Gruender-Halle gabs noch sowas wie eine Pflanzenschau. War allerdings alles auf Japanisch beschriftet, und viel hat auch nicht geblueht. Ein Foto will ich trotzdem zeigen:
Weiss jemand zufaellig, was das ist? Sieht zwar ein bisschen nach Dahlien aus, die Blattform passt aber nicht.

Samstag, 22. Oktober 2011

Nishiki Tenmangu Schrein

Eigentlich haette heute in Kyoto ein Festival stattfinden sollen, auf dem in einer Strassenproession alte Kostueme gezeigt werden. Das ist allerdings wegen Regen abgesagt worden, leider.

Ich bin ein wenig durch eine Einkaufspassage gelaufen und habe dabei einen netten kleinen Schrein entdeckt, der auf den Namen Nishiki Tenmangu hoert. Das hier ist der Eingang, wie gesagt, mitten zwischen den Laeden

Bewacht wird der Schrein von diesen beiden finsteren Gesellen:
Diese Kuh-Statue wird von den Japanern liebevoll getaetschelt, wie man an den blank polierten Stellen sehen kann.
Wirklich grossartig waren die Wasserspeier. Dazu erzaehl ich Euch bei Gelegenheit noch ein wenig mehr.

Freitag, 21. Oktober 2011

Japans Fauna

Viele Tiere sieht man hier in Japan nicht. Japaner haben nahezu keine Haustiere, wenn, dann ein kleines Huendchen, was liebevoll verhaetschelt wird. Die kleinen Klaeffer muessen meist noch nichtmal selbst laufen, wie werden rumgetragen, entweder auf dem Arm, oder viel haeufiger sogar in speziellen Taschen.

Von den Handtaschenhunden hab ich leider kein Bild, davon aber von anderen Vertretern der lokalen Fauna.

Dieser gruene hier hatte es sich auf einen Gehweg ein nettes Plaetzchen fuers Abendessen gesucht:
Und er hier hielt ein Nickerchen in der Nachtmittagssonne.




Beide waren, fuer meinen Geschmach furchtbar, furchtbar riesig. Schauder!

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Kyoto bei Nacht

Kunst am Bau

Kunst am Bau gibts nicht nur in Deutschland. Dieser gefiederte Blech-Kollege beispielsweise sitzt auf dem Katsura-Campus und schaut sich die Besucher der Cafeteria an:
Unten im Rondell vor der Cafeteria ist dieses Ufo gelandet:
Der Campus ist in mehrere Bereiche, genannt Cluster aufgeteilt. An einem Eingang zum Cluster A gibt's diese Uhr auf zwei Beinen:
und diese, in Ermangelung eines besseren Begriffes, Wand:


Ist also alles genauso wie in Deutschland, es gibt nur nicht ganz so viel Kunst am Bau.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Nachbarn

Die Halle, die die beiden Wind-Wellen-Kanaele beherbergt, ist zweigeteilt. Nebenan sieht's so aus:
Es handelt sich dabei um (festhalten) einen Erdbebensimulator. Hinten in der Ecke ist eine Art grosse Ruetteltisch, da wird ein Haus oder ein Bauteil eines Hauses draufgestellt, und kraeftig durchgeschuettelt. Momentan stehen da Unmengen an Betonbauteilen rum. Morgen soll da was passieren, was genau haben wir nicht so ganz verstanden, bis auf ein recht mysterioeses "es wird laut, aber nicht staubig". Vermutlich nehmen sie die Holz-Verschalungen ab. Mal schauen, was dann aus den Bauteilen wird. Vielleicht kriegen wirs ja auch mal in Aktion zu sehen.

Weitere Informationen gibts auf der Seite Earthquake Resistant Engineering.

Der ultimative Beweis....

......dass ich wirklich in Japan bin: