Sonntag, 8. November 2015

Gunkanjima - Kriegsschiffinsel

Etwa 20 km vor Nagasaki befindet sich eine Insel, die eigentlich auf den Namen Hashima (Grenzinsel) hoert. 'Da gibt's so eine Insel in Japan' hat ja ungefaehr den gleichen Informationswert wie 'Wasser ist nass'. Aber diese Insel ist wirklich speziell. Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter der Insel Kohle entdeckt, und der industrielle Abbau begann. Die Insel selbst ist allerdings recht klein, so dass man die Wohnquartiere der Bergarbeiter und deren Familien eher kompakt in die Hoehe baute so dass zu hochzeiten des Kohleabbaus dort ueber 5200 Menschen auf gerademal 0.063 Quadratkilometern lebten. Das war zu der Zeit eine rekordverdaechtige Bevoelkerungsdichte fon ueber 86000 Einwohner pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Heidelberg sind's gerademal 1400 Einwohner pro Quadratkilometer. Im Januar 1974 wurde von heute auf morgen beschlossen, den Kohleabbau einzustellen. Seit April 1974 ist die Insel unbewohnt. Und die Bewohner haben, bei ihrem fluchtartigen Aufbruch, viele Moebel und persoenliche Gegenstaende zurueckgelassen. Vorstellen kann man sich das vielleicht ein wenig wie Pripyat bei Tschernobyl - bloss ohne Strahlung.

Warum erzaehl ich das? Ich war dort! Allerdings leider nicht auf der Insel selbst, sondern nur einmal rundrum, da der Wellengang zum Anlegen zu hoch war, leider.

Aber von vorn: das hier ist die Black Diamond (nicht Black Pearl, das ist ein anderes Schiff), das  Schiff, mit dem ich einmal um Hashima rumgeschippert. Zusammen mit ungefaehr 60 Japanern (oder zumindest Asiaten) - ich war die einzige westliche Touristin an Bord!
Huebscher Katamaran, stimmts?

Nagasaki hat sich alle Muehe gegeben, mir dramatisches Wetter zu praesentieren. Geregnet hat's waehrend der Tour aber zum Glueck nicht, denn ich war die ganze Zeit auf dem Oberdeck, was kein Dach hat.
Auf der Fahrt sind wir an zwei wirklich grossen Mitsubishi-Werften vorbei gekommen:
Irgendwann waren wir dann im offenen Meer - was man am Wellengang deutlich gemerkt hat!
Hier noch ein kurzes Video des Rittes ueber die Wellen (Achtung, laute Windgeraeusche!)
Wenigstens war der Wind angenehm warm, so dass alles was nass geworden ist, schnell wieder getrocknet ist. Allerdings hat das natuerlich eine ziemliche Salzkruste hinterlassen. Irgendwann sassen trotzdem alle mit Regencape da, ich auch.


Dann tauchte am Horizont Hashima auf:
Jetzt sollte auch klar sein, warum dieser Blogpost den Titel Gunkanjima - Kriegsschiffinsel traegt - die Insel ist total zugebaut und sieht von weitem aus wie ein riesiges Schiff! Gunkanjima ist der Spitzname von Hashima, der weit gelaeufiger ist als Hashima selbst.

Wir sind einmal rundrum geschippert, und ich habe versucht, ein paar gute Fotos zu machen - gar nicht so einfach im Gegenlicht mit Salzkruste auf der Linse! Zum Glueck ist meine Kamera spritzwassergeschuetzt!
Hier sieht man gut die Gischt, die aufgewirbelt wird an der Suedspitze von Gunkanjima:
Das hier links duerfte das Schulgebaeude sein:
 Das Foto ist von der Rueckfahrt, Gunkanjima im Hintergrund und eine weitere kleine Insel im Vordergrund.
 Von noch weiter weg:
Wenn ich's nicht besser wuesste, wuerde ich sagen, das ist wirklich ein Schiff!

Auf der Rueckfahrt ging es unter dieser elegant geschwungenen Bruecke durch:
 und unter dieser Schraegseilbruecke:
 Das Foto hier ist wirklich aus Japan, und nicht aus der Mittelmeer-Region, wie man vermuten koennte!
 Die Kueste ist wirklich ziemlich schroff:
Bei der Einfahrt in den Hafen sind wir dann noch an einem riesigen Gastanker vorbei gefahen:
Und wieder zurueck im Hafen von Nagasaki, jetzt mit richtig schoen sonnigem Wetter:

Einigen Japanern ging es richtig schlecht als der Seegang so hoch war und das Schiff wie verrueckt geschaukelt hat. Ich war viel zu fasziniert, um Seekrank zu werden glaub ich!

Als Fazit: So eine Tour lohnt auf jeden Fall, selbst wenn man auf Gunkanjima nicht an Land gehen kann. Gunkanjima ist ein sehr beeindruckender, einzigartiger Ort, und die Fahrt dahin definitiv ein kleines Abenteuer!

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